Ewig ist es her, dass ich als Kind die längsten Sommer meines Lebens auf Juist verbracht habe. Für drei Wochen wohnten meine Oma, mein großer Bruder und ich in wenig komfortablen Pensionen und es war uns völlig einerlei. Wer braucht schon Komfort, wenn einem ein kleines Paradies zu Füßen liegt? Zwischen Buschrosen und Pferdegtrappel fühlten wir das pure Glück. Und so ist es geblieben.
Diesmal war es leider nur ein Blitzbesuch auf meiner deutschen Lieblingsinsel, aber eine Nacht hier, zwischen Watt und Meer, ist allemal besser als gar kein Juist.
Meine 7 persönlichen Tipps für Euch:
Die Anreise mit dem Frisia-Schiff
90 Minuten dauert die Überfahrt per Frisia-Fähre und niemand, der nach Juist will, kommt darum herum, sein Auto auf einem der Frisia-Parkplätze vor der Mole zu parken und auf das Schiff umzusteigen. Juist ist nämlich autofrei und weil es außerdem keine ausgehobene Fahrrinne gibt, kann die Fähre nur bei Flut übersetzen. Das begrenzt den Verkehr auf überschaubare maximal zwei Fahrten pro Tag. Und schon hat die Natur das Ruder übernommen!
Das Tuckern des Schiffsmotors, das Kreischen der Möwen und der sanfte Wellenschlag am Bug besitzen eine eigenartige Wirkung auf die anderen Passagiere und mich. Es wird ruhig im Kopf und all die Gedanken über die vielen Dinge, die es doch eigentlich noch zu tun gäbe, verschwinden wie von Geisterhand. Der Kopf wird frei und plötzlich ist da nur noch die Vorfreude auf die Ankunft auf diesem schmalen Etwas, das sich zunehmend am Horizont abzeichnet und bedächtig näher rückt.
Je nach Kapitän und dessen Redefreude kann die Überfahrt heutzutage sehr informativ ausfallen. Dieses Mal lerne ich allerhand über das Watt, die umliegenden Inseln und Juists Besonderheiten. Früher hätte kein Friese dieser Welt soviel gesprochen. Wer „Moin Moin“ statt „Moin“ sagt, gilt bereits als geschwätzig, heißt es auf der Insel noch immer.
Infos zur Anreise
Der Blick aufs Meer und den Juister Strand
Es klingt vermutlich albern, aber ich muss jedes Mal als erstes quer durch das Dorf über die Strandstraße nach oben zur Promenade laufen um nachzusehen, ob das Meer noch da ist. Es ist mir schon klar, dass ja auch das Watt zum Meer gehört, aber das ist eben ein anderes Meer. Dieses hier gluckst nicht nur vor sich hin, sondern hat Wellen und ich kann die Brandung aus der Ferne hören. Erst, wenn es dann ausgebreitet vor mir liegt, auf diesem gewaltigen Strand, bin ich wirklich angekommen.
Die Entdeckung der Langsamkeit
Auf Juist tue ich lauter Dinge, die für einen Aussenstehenden eventuell nach purer Langeweile klingen: ich gehe stundenlang spazieren, um dann vom anstrengenden Reizklima auszuruhen. Ich sitze am Strand herum und verbringe eine Menge Zeit in Cafés, esse abwechselnd Kuchen und Eis, was hier übrigens kein bisschen ansetzt, und übe mich vor allem im Nichtstun. Langweilig ist das keineswegs. Für jemanden wie mich, die ansonsten eher durch das Leben hüpft, ist das nämlich gar nicht sol leicht. Auf Juist wird die Kunst des Nichtstuns gehegt und gepflegt und das tut so gut. Die Tage verstreichen im Rhythmus der Gezeiten und das (wahre) Leben nach der inneren Uhr beginnt.

Schlemmen im Lütje Teehus im Januspark!
Das Kurchorchester – verstaubt kann so cool sein!
Dieses Mal haben mich zu meiner Freude nicht nur das typische Juister Pferdegetrappel und die frische Brise empfangen, sondern auch ein zügiger Marsch aus der „Muschel“ am Schiffchenteich. So wird der Pavillon genannt, in dem das Juister Kurorchester jeweils von Juni bis September auftritt.
Unter der Leitung der beiden Ungarn Laszlo Tary und Gabor Bedö gibt es das inzwischen kultige Gespann schon so lange, wie ich nach Juist fahre. Das sind sage und schreibe 39 Jahre.
2015 sorgte es kurzzeitig für helle Aufregung. Es gab Spekulationen, über seine Abschaffung, was zu allgemeiner Unruhe führte. Zu verstaubt, zu langweilig, zu wenig zeitgemäß wäre es, hieß es da. Glücklicherweise hat der Gemeinderat für sein Fortbestehen gestimmt. Juist wäre nicht Juist, gäbe es die nachmittäglichen Musikeinlagen und abendlichen Konzerte im Kurhaus nicht.
Wanderung zu den Kraftorten auf Juist – Elfen inklusive
Nein, ich bin nicht unter die Esoteriker gegangen und auch kein bisschen hellsichtig. Aber Astrid Witschorke ist es.
Sie erkundet mit ihren Gästen die heilsamen Orte der Natur auf Juist. Auf ihrer Website „Aus Liebe zur Natur“ erklärt sie offen, dass auch „die stillen Helfer der Natur, die Elementarwesen“, mit von der Partie seien. Das mag sich ziemlich abgehoben und von einer anderen Welt anhören. Aber Juist ist ja auch eine andere Welt und darum passen Astrid und ihre ansonsten sehr bodenständige Art sehr gut zum „Töwerland“. Es heißt ja nicht umsonst so: Töwerland ist Plattdeutsch und bedeutet Zauberland. Noch Fragen?
Ich hatte dieses Mal leider keine Zeit, mit Astrid loszuziehen, doch für die Journalistin Andrea Lammert habe ich im Juni eine „Elfenwanderung“ organisiert. Sie hat einen ganz „bezaubernden“ Bericht über ihre wundersamen Erfahrungen auf ihrem Blog indigo-blau geschrieben: Elfenwanderung.
Für alle Yogis: der Yogaraum Juist
Na endlich! Endlich gibt es ein Yogastudio auf Juist! Hallelujah! Lustigerweise, ich muss es erwähnen, liegt es praktisch neben der Vollblutkneipe „Börnie“, in der Yoga ganz sicher keine Rolle spielt. Obwohl, Selbstreflexion vielleicht…? 😉
Regelmäßig morgens werden in dem süßen Studio von Kornelia Hippe eine schöne Auswahl an Yogaklassen angeboten. Die Stile und Lehrer variieren, es ist für jeden was dabei und auch Meditationen, Pilates, Personal Training und Workshops stehen auf dem Kursplan. Weil Kornelia gerade sehr schwanger ist oder ihr Kind inzwischen vielleicht sogar schon bekommen hat, unterrichten spannenderweise den ganzen Sommer über ganz verschiedene Yogalehrer. Wenn ihr da seid: hingehen!
Meine morgendliche Yogastunde mit Tanja fand sogar mit Blick aufs Meer statt, was, trotz Wolken und deutschsommerlichen Temperaturen, göttlich war! Ich fühlte mich anschließend wie beschwipst von der frischen Luft und dem unfassbar schönen Anblick auf die See. Positive Energie pur!
Mich hat es, wie nicht anders zu erwarten, gepackt und nur zu gern würde ich im nächsten Jahr meine Koffer packen und ein paar Wochen als Yogalehrerin auf Juist verbringen. Als Abwechslung zu Mallorca. Vamos a ver!
Infos & Kursplan: Yogaraum Juist
Und noch mehr Bilder!
Alle Infos zu Juist, Übernachtung und was sonst noch los ist unter www.juist.de
Hallo Katharina,
du hast die Insel mit tollen Fotos ergänzt sehr schön beschrieben,
das zu Lesen war wie ein Kurzaufenthalt dort.
Für Interessierte,die keinen ganz so ruhigen Urlaub dort verbringen wollen,sei angemerkt,dass man auf der kleinen Insel auch abends einiges erleben kann,wie z.B. im Köbes,unter dem großen Schirm an der Strandpromenade und in einigen anderen Lokalen.
Ich war leider einige Jahre nicht mehr dort,habe aber in den 90gern tolle Urlaube und Wochenenden dort verbracht,1995 oder 1996 war ich neben einem längeren Urlaub von 8 Tagen an über 30 Wochenenden dort …. und das will was heißen 😉
Lieber Hans, einige Jahre Juist-Abstinenz sind definitiv zu lang! 🙂 In der Zeit war ich auch häufig dort, mit Vorliebe zu Silvester oder zu Pfingsten. Nach dem Abi… 😉 Ich erinnere mich nur zu gerne an die illegalen Parties im alten Kurhaus und Abtanzen im Zappel- das es wie ich gehört habe tatsächlich nicht mehr gibt. Was macht die Jugend jetzt bloß?!
Bist Du auch für den Juist-Newsletter angemeldet? Den darf ich jetzt schreiben – da Du bist immer up to date. Anmelden kannst Du Dich auf der Juist.de-Seite. Fahr bald mal wieder hin, es lohnt sich so! Lieblingsgrüße sendet Dir Katharina
Juist ist wirklich ein Zauberland – ich freue mich aufs nächste Mal!
Liebe Maike, ich freu mich auch, dass Du wieder kommst! 🙂 Der Februar und Winter ist dort eine ganz besondere Zeit! Das findest Du sicherlich eine Menge Inspiration!
Lieblingsgrüße! Katharina
Hallo Katharina,
der Text und die Bilder sind so toll. Außerdem habe ich hier schon ein paar Inspirationen für meine Reisen auf diesem Blog gefunden. Da waren echt viele tolle Geheimtipps dabei! Vielleicht ein kleiner Reisetipp von mir: Albanien! Dieses Land hat sich in letzter Zeit sehr gewandelt und ist toll für eine atemberaubende Reise! Da dieses Land so viel zu bieten hat, habe ich schon mehrere Wanderreisen Albanien gemacht. Viele Grüße und weiter so 🙂
Liebe Anne, danke Dir. Ich bin gerade dabei, den Blog ein wenig umzustellen, darum die lange “Funkstille”. Der Relaunch soll Mitte März kommen. 🙂
Danke für den Reisetipp und nein, tatsächlich war ich noch nie in Albanien.
Ich bin ja jetzt auf Mallorca, und diese Zeit jetzt ist auch superklasse, um hier zu wandern.
Liebe Grüße sendet Dir Katharina